Rinderzucht in Uganda

Ein Bericht von Hendrik Wallrichs

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In Ankole, einer Region im Westen Ugandas, hat die Rinderhaltung einen besonderen Stellenwert. Das Landschaftsbild ist durch grasende Kühe gekennzeichnet. Die Kultur ist stark von der Viehhaltung geprägt. Die Menschen fühlen sich ihren Tieren sehr verbunden und pflegen viele Traditionen. Darunter zählen z.B. Milchlagerung und -verarbeitung in traditionellen Behältnissen und das Treiben und Hüten der Rinder mit einem speziellen Stock.
Die Milchproduktion ist eine wichtige Einkommensquelle in der Region. Auf den meisten Farmen wird mit der Hand gemolken. Dies Betriebe sind somit energieautark. Gleichzeitig, mit dem Melken werden auch die Kälber versorgt, sie werden nach dem Melken ans Euter ihrer Mütter gelassen und trinken die restliche Milch. Danach werden Mutter und Kalb wieder in unterschiedliche Bereiche getrennt.


Die Milch wird überwiegend in Milchkannen, mit einem Fassungsvermögen von 50 Litern, gesammelt und von Milchtransportern abgeholt. Die Milchtransporte finden entweder per LKW oder auch per Motorrad statt. Die Milch wird von den Fahrern weiter an Molkereien und Verarbeiter verkauft.

Die ursprünglichen Rasse der Region ist das Ankolerind. Diese Rasse unterscheidet sich in erster Linie durch ihr außergewöhnlich starkes Hornwachstum von anderen. Die Farbe der Tiere ist in den meisten Fällen ein kastanienbraun, in der Rinderzucht als rot bezeichnet. Die extrem großen Hörner sind in weißer Farbe gewünscht. Die Identifikation mit dem heimischen Rindvieh ist in der Region stark zu spüren. Die Milchleistung ist sehr gering, doch sie werden von vielen Familien gehalten.


In den 1980er Jahren wurde mit dem Zukauf und der Einkreuzung der Milchviehrasse „Holstein Frisian“ begonnen, um die Milchleistung der Kühe zu verbessern. Heute sind viele Milchkühe zu finden, die einen starken Milchcharakter haben und der Rasse Holstein Frisian entsprechen. Die meisten Tiere sind vielen Generationen der Verdrängungskreuzung gezüchtet worden. Es sind jedoch auch heute noch viele Kreuzungen der ersten Generationen zu finden, diese haben Merkmale beider Rassen, Holstein Frisian und Ankole. Die deutlich größeren Hörner, das Skelett und die Farbzeichnung des Fells lassen es schnell erkennen, dass Merkmale beider Rassen verankert sind. Dies spiegelt sich auch oft in der Milchleistung wider. Die Kreuzungen der ersten Generationen haben oft eine geringere Milchleistung, als eine Holstein Frisian Kuh. Doch es wird von den Landwirten oft auf die deutlich stärkere Resistenz gegen Umwelteinflüsse, wie Krankheiten oder verwiesen.

Die Art des Zusammenlebens wird auch bei der Tradition des Verschenkens von Rindern deutlich. Es ist üblich, dass eine Kuh oder Rind verschenkt werden kann. Der Beschenkte gibt dann ein Tier zurück, nachdem zweimal Nachkommen bei ihm auf der Farm geboren wurden. Dieser Ausgleich stellt das Gleichgewicht wieder her und gibt gleichzeitig die Chance sich die Herde aufzubauen. Dies spielt z.B. bei Hochzeiten eine besondere Rolle. Es wird ein Brautpreis, von der Familie des Bräutigams an die Familie der Braut gezahlt, dieser beträgt zwischen 12 und 15 Kühe.


Die Rinderhaltung, das Selbstverständnis der Menschen und die kulturelle Prägung der Region Ankole sind einzigartig und spiegeln die Verbindung zu den Vorfahren und zur Natur wider. Es ist schön beobachten zu dürfen, wie die Traditionen von Generation zu Generation weitergegeben und gepflegt werden.

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